Was ist Verhaltenstherapie?
Aufgrund spezifischer Erfahrungs- und Erlebniswelten erlernt jeder Mensch eigene Verhaltensweisen, um mit den Herausforderungen von verschiedenen Lebenssituationen umzugehen. Nicht selten werden dadurch Verhaltensmuster entwickelt, die wenig förderlich oder sogar extrem einschränkend für das eigene Leben sein können. Um dem entgegenzuwirken, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die Verhaltenstherapie entwickelt und stetig um empirische Erkenntnisse erweitert. Zum Spektrum der Psychotherapie gehörend, ist sie darauf ausgerichtet, unerwünschte, belastende und hinderliche Verhaltensmuster zu verlernen, die den Patienten in ganz unterschiedlicher Hinsicht einschränken.
Dabei beruht sie auf der Prämisse, dass einmal erlerntes Verhalten auch wieder verlernt werden kann. Gute sowie schlechte Erfahrungen können Handlungsweisen sowohl verstärken als auch abschwächen. Störende Verhaltensweisen sollen mittels der Therapie durch günstigere oder bessere Handlungsschemata ersetzt werden. Denn inmitten sich verändernder Lebensumstände können auch Handlungsmuster, die gestern noch funktionierten, heute kontraproduktiv sein.
Zu Beginn der Therapie ist es zunächst notwendig, zu besprechen, worin die Probleme des Patienten bestehen und welche Umstände und Verhaltensweisen zu diesen Problemen führen. Betrachtet werden daher vor allem Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse, die damit einhergehen. Im Anschluss daran werden Therapieziele formuliert und entsprechende Methoden festgelegt, um diese zu erreichen. Keineswegs läuft dies ohne die Einbeziehung des Patienten ab. Vielmehr entwickeln Therapeut und Patient gemeinsam die Vorgehensweise. Von Angstbewältigungsstrategien über Rollenspiele und Verhaltensübungen bis hin zu Vorstellungsübungen bzw. mentalem Training, ist das Spektrum vielfältig. Konkrete Beispiele für angewandte Methoden sind die Konfrontations- und die Kognitionstherapie. Beispielsweise sollen destruktive Gedankenschleifen von rationaleren abgelöst werden. Je häufiger oder intensiver die neuen Handlungs- und Denkmuster von Erfolg begleitet werden, desto stärker verinnerlicht das Gehirn positive Verknüpfungen für künftige vergleichbare Situationen.
Warum kann Verhaltenstherapie sinnvoll sein?
An wen richtet sich die Therapie?
Die Therapie ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche gedacht und dementsprechend altersunabhängig. Besonders häufig wird sie bei Depressionen und Ängsten, vor allem Panikattacken und Phobien, sowie Essstörungen und Zwängen eingesetzt. Ebenso kann sie bei der Hilfe nach Traumata zur Anwendung kommen oder bei Problemen, die das Selbstbewusstsein oder die Selbstsicherheit eines Menschen betreffen. Auch stressbedingte Krankheiten wie das Burnout-Syndrom oder sonstige Lebenskrisen können mit ihr behandelt werden. Bei der Therapie allein wird auf Medikamente gänzlich verzichtet. Bei einigen Erkrankungen kann es aber durchaus von Nöten sein, sich zusätzlich einer medikamentösen Behandlung zu unterziehen.